Aus der Hand von Johann Sebastian Bach stammen mit Sicherheit zwei Passionsoratorien: nach Johannes und Matthäus. Angesichts des umfangreichen Kantatenschaffens des Thomaskantors scheint es aber fast unglaubwürdig, dass er sich nicht auch der anderen Berichte von Jesu Leiden und Sterben auf Golgatha angenommen hat. Erwies sich eine vermutete Lukas-Passion letztendlich als eindeutig nicht von Bach stammend, verhält es sich bei der vorliegenden Markus-Passion anders: Sie wurde von Bach aufgeführt, es existiert ein Libretto doch die Musik fehlt.
Zahlreiche Tonkünstler haben sich in den vergangenen Jahrzehnten daran gemacht, dieses Werk zu rekonstruieren. Eine der erfolgreichsten Versuche, sich Bachs Genius zu nähern, gelang 1995 dem Musikwissenschaftler Simon Heighes, der anhand eines entsprechenden Oratoriums von Reinhard Keiser (1674-1739), das Bach offenbar als Vorlage diente, sowie im Parodieverfahren mit Kantatensätzen des Thomaskantors eine überzeugende Version einer Markus-Passion verfasst hat.
Die Künstler dieser Produktion nähern sich mit dieser Musik, die es so vielleicht nie gab, aber doch gegeben haben könnte, Johann Sebastian Bach hochspannend an. Und dies führt, wie sein Biograph Christoph Wolff treffend formuliert ""dann letztlich immer wieder zum Bestaunen seiner überwältigenden Größe und auch zum Beklagen unwiederbringlicher Verluste."" Bachs Markus-Passion nach Heighes ist ein lohnender Versuch, diese Verluste erträglich zu machen.