Ein bürgerliches Konzertleben, wie wir es kennen, gab es im 17. Jahrhundert Italiens so nicht. Wollte man festliche Musik hören, konnte man dies regelmäßig nur in Gottesdiensten tun. Da die katholische Messe durch liturgische Vorgaben nur eingeschränkte Möglichkeiten zur Aufführung umfangreicher Musikwerke bot, entwickelten sich besonders die Vespern an Hochfesten, vor allem zu Marienfeiertagen, zu konzertähnlichen Abendmusiken. Eine der schönsten Vespern stammt von Johann Rosenmüller (1617–1684), der zwar in Deutschland aufgewachsen ist, seine größte musikalische Schaffensphase aber in Italien erlebte. Augenzeugenberichte von Vesperbesuchern im Venedig des 17. Jahrhunderts berichten davon, dass zum Teil zusätzliche Emporen errichtet werden mussten, weil die vorhandene Orgelempore die große Zahl an Musikern nicht aufnehmen konnte. Auch Rosenmüllers Vesper ist groß und hochkarätig besetzt: Unter der Leitung von Jörg Breiding finden der Knabenchor Hannover, das Johann Rosenmüller Ensemble und das Barockorchester L’Arco sowie namhafte Solisten in Hannover zusammen. Gemeinsam lassen sie dieses klanggewaltige Werk wiederaufleben, das für Jahrzehnte in Vergessenheit geraten ist, während es hundert Jahre lang in Italien wie in Deutschland in aller Munde war.